Paul-Gerhardt Gemeinde Augsburg

Zwischen zwei Wahlen

„Ein Esel steht zwischen zwei gleich großen und gleich weit entfernten Heuhaufen.“ So beginnt ein Gleichnis, das dem Philosophen Jean Buridan zugeschrieben wird. Wenn wir auf die kommenden Wahlen im Herbst blicken, den bayerischen Landtagswahlen und den Kirchenvorstandswahlen in unserer bayerischen Landeskirche, dann äußert manch einer ein vergleichbares Dilemma:

Welche Politiker soll ich in den Landtag wählen, welche Kandidatinnen in unseren Kirchenvorstand? Hier sitze ich vor gleich guten Wahlmöglichkeiten und soll entscheiden, wer meine Stimme erhält. Im schlimmeren Falle sitzt einer an seinem Wahlzettel und hat aus seiner Perspektive sogar nur die Wahl zwischen für ihn gleichschlechten Möglichkeiten.

Ich hoffe inständig, Ihnen geht es nicht wie Buridans Esel. Dieser verhungert, weil er sich nicht entscheiden kann, welchen der beiden gleich großen und gleich weit entfernten Heuhaufen er zuerst fressen soll. Natürlich werden Sie nicht gleich vor Hunger sterben.

Doch Jesus Sirach bringt es auf den Punkt: „Gott hat im Anfang den Menschen geschaffen und ihm die Entscheidung überlassen. Wenn du willst, so kannst du die Gebote halten und in rechter Treue tun, was ihm gefällt. Er hat dich vor Feuer und Wasser gestellt; ergreife das, was du willst! Der Mensch hat vor sich Leben und Tod; was er davon will, das wird ihm gegeben werden.“ (Sir 15,14-17)

Wofür wir uns auch entscheiden, es liegt an uns was wir dafür erhalten. Impulsiv zu wählen oder nur aus Protest mag da eine Wut aus dem Bauch rauslassen – ob wir aber dann mit der Politik die nächsten Jahre gut leben können, ist zu bezweifeln. Genauso hat es Konsequenzen, wenn Sie sich nicht zu einer Wahl durchringen können. Wo wir uns nicht entscheiden, überlassen wir es anderen die Entscheidung für uns zu treffen. Zu mündigen und freien Christen passt dies nicht wirklich.

„Wenn du willst, so kannst du die Gebote halten und in rechter Treue tun, was ihm [Gott] gefällt.“ Keiner ist ohne Orientierung. Wir haben Gottes Wort in Jesus Christus, bezeugt durch die Propheten und die Evangelisten in der Bibel.

Ich könnte Ihnen nun erzählen, woran sich politische Wahlen für mich biblisch messen lassen:

Etwa ob die Parteiprogramme dafür einstehen, dass jeder Mensch Abbild Gottes ist und darum schützenswert, sowohl physisch als auch in seiner Würde. Dass der Mensch aus seiner Ebenbildlichkeit heraus Vertreter Gottes gegenüber der Schöpfung ist und daher einen Auftrag zu ihrem Erhalt und ihrer Pflege hat. Dass der Fremde und derjenige, der sich nicht mehr selbst versorgen kann, besonders zu schützen sind. Oder dass die Politik auch davon geleitet sein muss, Räume des Widerstands gegen sich selbst zu achten – demokratische Politik braucht die Kritik der freien Medien und der Meinungsfreiheit, um nicht der Betriebsblindheit oder einem Machtrausch zu verfallen.

Für die Wahlen im Kirchenvorstand: Ob alle Gruppen vertreten und besondere Gaben für die Aufgaben der nächsten Wahlperiode vorhanden sind und die Einheit unserer Gemeinschaft gewahrt bleibt.

Ich könnte ihnen noch mehr erzählen, woran sich politische Wahlen für mich biblisch messen lassen. Aber lieber halte ich es mit dem Propheten Micha: „Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott“ (Mi 6,8). Sie sind kein Esel Buridans, sondern befreit, mündig und in Verantwortung gegenüber der Freiheit, die Ihnen durch Gott geschenkt ist, eine Wahl zu treffen. Für das Wohl unserer bayerischen Heimat und aller die darinnen leben, wie für das Wohl unserer Kirchengemeinde Paul-Gerhardt, damit wir als Kinder der Freiheit Segen im Hochfeld und im Univiertel sein können.

Pfarrer Claus-Philipp Zahn

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Ⓒ Gemeinde Paul-Gerhardt Augsburg

Zwischen zwei Wahlen

„Ein Esel steht zwischen zwei gleich großen und gleich weit entfernten Heuhaufen.“ So beginnt ein Gleichnis, das dem Philosophen Jean Buridan zugeschrieben wird. Wenn wir auf die kommenden Wahlen im Herbst blicken, den bayerischen Landtagswahlen und den Kirchenvorstandswahlen in unserer bayerischen Landeskirche, dann äußert manch einer ein vergleichbares Dilemma:

Welche Politiker soll ich in den Landtag wählen, welche Kandidatinnen in unseren Kirchenvorstand? Hier sitze ich vor gleich guten Wahlmöglichkeiten und soll entscheiden, wer meine Stimme erhält. Im schlimmeren Falle sitzt einer an seinem Wahlzettel und hat aus seiner Perspektive sogar nur die Wahl zwischen für ihn gleichschlechten Möglichkeiten.

Ich hoffe inständig, Ihnen geht es nicht wie Buridans Esel. Dieser verhungert, weil er sich nicht entscheiden kann, welchen der beiden gleich großen und gleich weit entfernten Heuhaufen er zuerst fressen soll. Natürlich werden Sie nicht gleich vor Hunger sterben.

Doch Jesus Sirach bringt es auf den Punkt: „Gott hat im Anfang den Menschen geschaffen und ihm die Entscheidung überlassen. Wenn du willst, so kannst du die Gebote halten und in rechter Treue tun, was ihm gefällt. Er hat dich vor Feuer und Wasser gestellt; ergreife das, was du willst! Der Mensch hat vor sich Leben und Tod; was er davon will, das wird ihm gegeben werden.“ (Sir 15,14-17)

Wofür wir uns auch entscheiden, es liegt an uns was wir dafür erhalten. Impulsiv zu wählen oder nur aus Protest mag da eine Wut aus dem Bauch rauslassen – ob wir aber dann mit der Politik die nächsten Jahre gut leben können, ist zu bezweifeln. Genauso hat es Konsequenzen, wenn Sie sich nicht zu einer Wahl durchringen können. Wo wir uns nicht entscheiden, überlassen wir es anderen die Entscheidung für uns zu treffen. Zu mündigen und freien Christen passt dies nicht wirklich.

„Wenn du willst, so kannst du die Gebote halten und in rechter Treue tun, was ihm [Gott] gefällt.“ Keiner ist ohne Orientierung. Wir haben Gottes Wort in Jesus Christus, bezeugt durch die Propheten und die Evangelisten in der Bibel.

Ich könnte Ihnen nun erzählen, woran sich politische Wahlen für mich biblisch messen lassen:

Etwa ob die Parteiprogramme dafür einstehen, dass jeder Mensch Abbild Gottes ist und darum schützenswert, sowohl physisch als auch in seiner Würde. Dass der Mensch aus seiner Ebenbildlichkeit heraus Vertreter Gottes gegenüber der Schöpfung ist und daher einen Auftrag zu ihrem Erhalt und ihrer Pflege hat. Dass der Fremde und derjenige, der sich nicht mehr selbst versorgen kann, besonders zu schützen sind. Oder dass die Politik auch davon geleitet sein muss, Räume des Widerstands gegen sich selbst zu achten – demokratische Politik braucht die Kritik der freien Medien und der Meinungsfreiheit, um nicht der Betriebsblindheit oder einem Machtrausch zu verfallen.

Für die Wahlen im Kirchenvorstand: Ob alle Gruppen vertreten und besondere Gaben für die Aufgaben der nächsten Wahlperiode vorhanden sind und die Einheit unserer Gemeinschaft gewahrt bleibt.

Ich könnte ihnen noch mehr erzählen, woran sich politische Wahlen für mich biblisch messen lassen. Aber lieber halte ich es mit dem Propheten Micha: „Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott“ (Mi 6,8). Sie sind kein Esel Buridans, sondern befreit, mündig und in Verantwortung gegenüber der Freiheit, die Ihnen durch Gott geschenkt ist, eine Wahl zu treffen. Für das Wohl unserer bayerischen Heimat und aller die darinnen leben, wie für das Wohl unserer Kirchengemeinde Paul-Gerhardt, damit wir als Kinder der Freiheit Segen im Hochfeld und im Univiertel sein können.

Pfarrer Claus-Philipp Zahn

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